Mit diesem akademischen Begriff allein wäre die Studie wohl sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden, wäre er nicht in "Unterschicht" übersetzt worden.
Um diesen Reizbegriff entwickelte sich eine hektische Debatte mit folgenden Schwerpunkten:
- Leugnung der Unterschicht an sich
Franz Müntefering(SPD) leugnete schlichtweg das Vorhandensein von Schichten. Er erinnert damit fatal an Wilhelm II, der bei Beginn des ersten Weltkriegs behauptete, keine Klassen sondern nur noch Deutsche zu kennen. Die Leugnung der Existenz von Klassen wird von den etablierten Parteien unisono seit der Staatsgründung praktiziert und gehört quasi zur Staatsräson der BRD. Hier gilt das Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein soll.
Tatsächlich handelt es sich bei der Unterschicht um jenes Proletariat, welches von den Unternehmen nicht gebraucht wird, zumindest nicht zu einem Lohn, welcher ein auskömmliches Leben überhaupt erst ermöglicht. - Ablehnung des Begriffs Unterschicht wegen Stigmatisierung
Heuchelei kennt keine Grenzen, wenn jene Politiker, die Millionen Menschen über Jahre hin als Sozialschmarotzer und Parasiten dargestellt haben, sich jetzt darum streiten, ob der Begriff Unterschicht stigmatisierend ist.
Auf die Krokodilstränen der Sozialräuber können die Betroffenen leicht verzichten. - Leugnung der politischen Verantwortung
SPD-Politiker wie Heil und Struck leugneten jeden Zusammenhang zwischen der Verarmung von Millionen Menschen und der Sozialpolitik der SPD-geführten Schröder-Regierung. Als ob es nicht Ziel der Hartz-Gesetze war, bei den Arbeitslosen Milliarden einzusparen und Millionen Menschen durch äußerste Verarmung in Billigjobs zu pressen.
Darauf, den Arbeitslosen richtig viel Geld wegzunehmen, war der damalige SPD-Finanzminister Eichel sogar hochoffiziell stolz!
CDU-Politiker redeten sich gern damit heraus, während dieser 7 Jahre nicht an der Regierung gewesen zu sein. Der Umstand, die Hartz-Gesetze gemeinsam mit der SPD ausgehandelt und in Bundestag und Bundesrat ihnen zugestimmt zu haben, wird dreist ausgeblendet. Die vorhergehende Verarmungspolitik unter Kohl und die nachfolgende unter Merkel wird wird ebenfalls geflissentlich ignoriert. - Leugnung eines materiellen Problems
Politiker wie der SPD-Generalsekretär Heil leugnen schlichtweg, dass Geldmangel für die vom Sozialkahlschlag Betroffenen das Hauptproblem sei. Als Nebelkerze schägt er mehr Geld für Bildung vor. Aber mit leerem Magen lernt sich schlecht, Herr (Un)Heil. - Beschimpfung der Betroffenen
Allseits wird die Trägkeit der Ausgegrenzten beklagt. Als ob man ohne Geld in dieser Gesellschaft ein aktives Leben führen kann.
SPD-Beck jammert darüber, dass sich die Betroffenen "materiell oft arrangiert" haben. Aktivitäten zur Durchsetzung sozialer und politischer Forderungen wären den Herrschenden aber sicher auch nicht recht. Ihnen schwebt eher die Verausgabung der Energie in sinnlosen Bewerbungstrainings, Massenbewerbungen 1 Euro-Zwangsarbeiten und Minijobs vor. - Forderung nach mehr Repressionen und Gängelungen
Völlig zynisch empfehlen wohlversorgte Politiker wie SPD-Beck den Ausgesonderten mehr Leistungswillen. Und für deren Kinder soll das schon vor der Einschulung mittels dem von Hartz IV bekannten Prinzip "Fördern und Fordern" durchgesetzt werden. Also Terror schon im Kindergarten !
Diese Debatte folgt dem üblichen Muster, Probleme zu leugnen, zu verniedlichen und wenn alles nichts hilft, die Opfer zu Tätern zu machen.
Sie ist der alte Wein in einem neuen Schlauch, der schon nächste Woche in einen zumindest genauso schäbigen Schlauch umgefüllt wird, damit beim Publikum kein Ermüdungseffekt auftritt. Und damit diejenigen, welche laufend in die Pfanne gehauen werden, nicht Ruhe zur organisierten Gegenwehr bekommen.
Widerstand tut Not. Schluß mit dem Reformterror gegen uns !